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Hat die Katholische Kirche wirklich keine anderen Probleme? Kaum war Benedikt XVI. gewählt, schafften es seine roten Schuhe in die Medien. Bei Franziskus wurden dann die etwas klobigen schwarzen Straßentreter kommentiert. Und Leo XIV. fiel sofort damit auf, dass er wieder die breite Barockstola aus dem Schrank holte. Nein, das ist nicht allein persönliche Geschmackssache. Kleidung transportiert eine Botschaft: Zeig mir, wie du dich anziehst, und ich sage dir, wie du tickst. Nicht umsonst wollte Franz von Assisi, dass seine Brüder »geringwertige Kleidung« tragen (BR 2,16). Das war Protest gegen ein frühkapitalistisches Gesellschaftssystem, das sein eigener Vater beispielhaft verkörperte (und der war auch noch Tuchhändler!), und zugleich ein Akt der Solidarisierung mit den Armen, die dieses System produzierte.
Kleider machen Leute. Das wusste nicht nur der Hauptmann von Köpenick. Schon die frühe christliche Gemeinde kämpft damit, dass man Menschen »mit goldenen Ringen und in prächtiger Kleidung« hofiert und bevorzugt, während »Arme in schmutziger Kleidung« an den Rand gedrängt werden (Jak 2,2f). Traurig, wenn ein Designer-Label über den Wert eines Menschen entscheidet! Ebenso traurig übrigens wie eine Uniformierung im Einheitslook, bei der die eigene Persönlichkeit in der gleichgeschalteten Masse untergeht. Oder ein Mensch, der in seinem äußeren Auftreten vergammelt, weil er seine Selbstachtung verloren und sich selbst aufgegeben hat. Kleider machen Leute – das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn umgekehrt machen eben Leute die Kleider: Eine innere Haltung, eine Überzeugung, eine Kultur drückt sich nicht zuletzt in der Kleidung aus.
Kleidung – das ist auch ein hoch spirituelles Thema. Wiederholt greift die Heilige Schrift dieses Bild auf. Gott »kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit«, freut sich der Gesalbte des Herrn (Jes 61,10). Wer auf Christus getauft ist, so Paulus, hat »Christus als Gewand angelegt« (Gal 3,27). Sehr konkret, aber nicht weniger geistlich ist die Frage, wo meine Kleidung herkommt. Abertausende Kinder und Frauen in weit entfernten Ländern stellen unter menschenunwürdigen Bedingungen in Sklavenarbeit Billigklamotten her, damit wir hier ein paar Euro sparen. Und dann ist da nicht zuletzt das klare Urteil Jesu aus der Gerichtsrede: »Ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben.« (Mt 25,43) Nackte bekleiden ist eines der nach wie vor aktuellen Werke der leiblichen Barmherzigkeit.
In diesem Heft geht es um Kleidung. Aber es ist keine Modezeitschrift. Es behandelt Themen, die viel mit dem christlichen Glauben und der weltkirchlichen Arbeit von uns Franziskanern zu tun haben: Es geht um den Wert und die Würde des Menschen, um die Freude an der Individualität und den Kampf um gleiche Rechte für alle, um menschenwürdige Lebensbedingungen, Gerechtigkeit und Solidarität. So politisch und spirituell kann Mode sein!
Die Zeitschrift Franziskaner Mission liegt in gedruckter Form in allen Klöstern und Werken der Deutschen Franziskaner aus und wird an mehr als 35.000 Spender und Freunde der Franziskaner verschickt.
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